Vor kurzem waren wir nach Hastings unterwegs.
Unsere Radtour führte uns zunächst eine unserer Hauptstraßen entlang nach Osten, nach Caulfield. Auf dem Weg fanden wir eine russische griechisch-katholische Kirche. St.Nikolaus. Diese Gemeinde geht, wie deren Webseite verkündet, auf byzantinische Traditionen zurück. Ich kenne mich mit Kirchengeschichte zu wenig aus, um das richtig einordnen zu können. Diese Russische Griechisch-Katholische Kirche scheint ihren Ursprung im 19.Jahrhundert zu haben, Russisch-Orhodox in Liturgie, aber die Gemeinschaft mit Rom suchend. Ums für mich verwirrender zu machen, gibt es eine Gedenktafel in für mich unlesbaren Hebräisch mit Porträt eines weißbärtigen Mannes und Jahreszahlen wie 1941-44, 1951 und 1995. Der Grundstein für das Kirchgebäude wurde 1887 gelegt.
Die Gegend, in der wir wohnen, ist von Osteuropäern geprägt, die zu Zeiten um den 2.Weltkrieg herum hierher geflüchtet sind. Es gibt auch viele Juden hier. Am Samstag sind sie traditionell gekleidet zu sehen, es ist Sabbat. An diesem Tag haben auch jüdische Geschäfte geschlossen.
Von Caulfield nahmen wir den Zug entlang der Küste nach Frankston. In den letzten Jahren wurden viele Schranken beseitigt, die Schienen und die Bahnhöfe sind nun entweder unter der Erde oder über der Straße, dann mit Blick auf die Bucht. Carrum ist Qs Favorit.
Von Frankston radelten wir dann nach Hastings zum Western Port. Das ist die nächste Bucht weiter östlich. Sie heißt Western Port, da es der westlichste Punkt einer Seereise eines Schiffes aus Sydney in der Anfangszeit der europäischen Besiedlung war.
Die meiste Zeit konnten wir auf separaten Radwegen entlang Bahnlinie und Landstraße fahren, es waren aber auch ein paar Kilometer direkt auf der Straße dabei. Das ist weniger schön, wir haben es aber überstanden.
Wir fanden am Wegesrand reichlich Brombeeren. Es wuchs auch viel Weißdorn am Straßenrand. Sie sind eingeschleppt und neben einheimischen Pflanzen Platz weg, leider. Die Brombeeren waren schön süß, besser, als was wir in der Kaufhalle oder auf dem Markt finden. Das kann ich auch über das Gemüse aus dem Garten sagen.
Bei Somerville machten wir Rast. Es war Mittagszeit. Die Kneipe war frisch renoviert. Wir teilten uns eine Lammkeule und angebratenen Schweinebauch mit Apfelmus und Kartoffelmus. Zur Abwechslung mal ein „westliches“ Essen. Wir hatten gerade chinesisches Neujahrsfest, da gab es ein paar Gerichte aus Qs Heimat, zum Teil mit Besuch geteilt.
Somervilles größter Arbeitgeber ist eine Geflügelfarm, oder besser Geflügelfabrik, Ingham’s, eine der größten in Australien.
Weiter radelten wir unserem Ziel, Hastings entgegen. Dort gibt es ein größeres Schilfgebiet, ein hölzener Steg führt uns hindurch. Auch stehen Mangroven im flachen Wasser. Die Bucht ist Zuhause für Pelikane. Wir haben unerwarteterweise eine frühere Kollegin von Q getroffen, die dort ihren Hund spazieren führte. Wir hatten sie einmal zu Silvester bei uns, das ist vielleicht zehn Jahre her. Wir haben uns vorgenommen, sie öfter mal wieder
zu treffen.
Viel Zeit hatten wir in Hastings nicht, da der Zug nach Frankston nicht sehr häufig fährt. Wir wollten nicht zwei Stunden warten.
Hastings und seine Umgebung ist übrigens die Heimat von Inspektor Challis, der Hauptfigur einer Reihe von Romanen von Garry Disher, die auch ins Deutsche übersetzt wurden.