Melbourne Cup Day – ein Tag frei für ein Pferderennen

Guten Morgen, guten Abend, guten Tag! Es ist Melbourne Cup Day.

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Was ist das? Ein Tag frei für ein Pferderennen. Ein Tag frei. Ein Tag für Pferdewetten. Ein Tag für Sweeps.

Was sind Sweeps? Beim großen Rennen um drei laufen 24 Pferde, und man zieht eines aus einem Haufen Zetteln, und schmeißt einen nicht gar zu großen Geldbetrag in einen Topf. A Gold Coin z.B. – eine 2-Dollar-Münze.

2-Dollar-Münzen sind übrigens kleiner als die für einen Dollar.

Wenn dann 48 Dollar im Topf sind, kriegt der Sieger vielleicht 25, der Zweite 15 und der Dritte den Rest.

So ähnlich läuft in manchen Firmen Footy-Tipping. Das geht dann aber über ein halbes Jahr, Woche für Woche. Kleine Beträge und am Ende Gewinnausschüttung. In einer Firma habe ich mal eine Webseite dafür programmiert, eine Fingerübung für PHP und Symfony.

Man kann natürlich auch richtig wetten. Um viel Geld. Es gibt die Buchmacher auf dem Flemington Race Course, auf dem das Wettrennen stattfindet. Es gibt auch Webseiten, wo man das ganze Jahr auf was weiß ich wetten kann. Schneckenrennen in Simbabwe. Tennis in Tasmanien. Fußball auf Fiji.

Wer Fernsehen guckt, streamt oder was weiß ich, kennt das – wie alles, was Werbung braucht, weil es zu viel kostet und keiner soviel Geld dafür ausgeben muss, weswegen es dann Werbung braucht, dass man es denn doch tut. Halt Wetten, Autos oder Fast Food. Waffen werden hier in Australien zumindest nicht im Alltag verklickert – es ist nicht der einzige Vorteil, wenn man nicht in den USA lebt.

Das Pferderennen ist ein Tag draußen und being dressed up. Kleider, Anzüge, Krawatten, Hüte. Es ist Frühling, da ist das Wetter unbeständig. Es kann warm sein und die Sonne scheinen, es kann regnen und windig sein. Der Ausblick für heute: fast dreißig Grad und ca. Punkt drei, wenn das große Rennen startet, ein Gewitter. Angezogen wird für Sonnenschein – wenn’s Wetter nicht passt, wird gefroren.

Damit man den Tag übersteht, wird, wenn man zum Rennen geht, getrunken, und oft nicht wenig. Das betrifft Mann wie Frau, soweit ich das überblicke. Am Ende sieht das denn ab und an nicht mehr so schön aus, und die Stöckelschuhe trägt sie in der Hand.

Ich habe das 2003 mal fotografiert. Ich habe auch letzten Samstag jung und alt zum Derby Day gehen sehen, ein anderer Tag auf der Rennbahn in unserem Frühlingspferderennenfestival, es hat sich nicht viel geändert. Die abgebildeten Menschen sind alle zwanzig Jahre älter, klar.

Es ist übrigens kein Foto von Pferden dabei. Ich glaube, die sind auch nicht weiter wichtig.

Viel Spaß an alle, wobei auch immer.

Multitudes – Melbourne und Musik

Französische Kammermusik – Moderne Multitudes aus Melbourne von Katie Yap – eine Zufallsbegegnung mit einer Großmutter chilenischer Herkunft – Chess, Schach, ein Musical im altvertrauten National Theatre in St.Kilda

Wieder in Melbourne zuhause, bin ich nach etwas mehr als einer Woche Strohwitwer – Q ist nun zu ihrer Mutter unterwegs und ich hüte mit C Haus und Hof.

So ging ich dieses Mal allein zu unserem Abonnement beim Melbourne Symfony Orchestra, welches zur Kammermusik im Iwaki Auditorium einlud, einem recht schmucklosen modernen Raum in der Southbank.

French Delights – französische Köstlichkeiten – wurden uns versprochen. Das Programm wurde von der Flötistin Wendy Clarke kuratiert. Zunächst stehen drei Frauen auf der Bühne, neben ihr die harfespielende Melina van Leeuwen und Fiona Sargeant mit ihrer Viola, Später werden bis zu acht Musiker:innen auf der Bühne sein. Es verwundert mich, dass trotz aller beteiligten Frauen nicht ein Stück von einer Komponistin stammt.

Nicht ganz verwunderlich stehen Debussy und Ravel auf dem Programm. Letzterer  schrieb nach Eigenaussage im Jahre 1905 in nur acht Tagen und drei Nächten Introduction et allegro, als Auftragswerk für die Fabrik von Sébastien Érard. Der in Strasbourg geborene Sebastian Erhard favorisierte eine Harfe mit Pedalen, um so mittels acht Seiten pro Oktave alle Töne, inklusive der halben, spielen zu können. Sein Konkurrent, der Österreicher Ignaz Pleyel, hingegen, lieferte Harfen mit zwölf Saiten per Oktave aus.

Wie verkaufte man mehr seiner Harfen? In dem man Ensembles unterstützte und für sie Stücke schreiben ließ, die dann mit ihren Harfen aufgeführt wurden und hoffentlich andere Musiker zum Kauf anregten.

Für ein von Pleyel unterstütztes Kammerorchester hatte gerade Debussy ein Stück geschrieben – für Érard Anlaß, eines von Ravel aufführen zu lassen, auf seiner Harfe. Ravel, einst Schüler von Debussy, hatte aber nur zwei Wochen, da er sich nit einem Freund auf eine längere Bootstour begeben wollte. Das erklärt den etwas spröden Titel und die Eile der Komposition. Trotzdem ist daraus ein gefälliges Stück geworden. Wer weiß, vielleicht hat es auch geholfen, der Harfe mit den Pedalen zum Durchbruch zu helfen, die man heute in den Konzertsälen der Welt sieht.

Mein Lieblingswerk des Abends ist jüngeren Datums, ein Quintett für Flöte, Harfe und drei Streichinstrumenten aus dem Jahre 1934, geschrieben von  Jean Françaix.

Unserem kommunalen Musikradio 3MBS habe ich einen Tip zu verdanken, der mich zu Katie Yap führte. Die Melbourner Violaspielerin  hat eine vierwöchige Residenz im Tempo Rubato. Für einen Preiswettbewerb hat sie eine Handvoll selbst komponierter und mit befreundeten Musikern improvisierte Stücke eingereicht, unter dem Namen Multitudes, Vielfalt. Sie spielt moderne Musik und ältere, auf einer Barockviola, sie mag Folkmusik und modernes, ist Halbchinesin, macht viele Dinge gleichzeitig – mit anderen Worten: Sie hat das Gefühl, eine Menge “Parallelwelten” in sich aufzunehmen.

Im ersten Konzert der Reihe teilte sie die Bühne mit Donald Nicholson,  der Cembalo, Klavier und Synthesizer spielte. Musikalisch ging es durch Jahrhunderte. Das erste Stück stammte von Hildegard von Bingen. Es folgten zwei Komponistinnen aus dem Barock, Francesca Caccini und Barbara Strozzi. Ein modernes Stück hat sie für ihren Vater schreiben lassen, vom Melbourner Komponisten  Kevin Merch. Ihr Vater, ein Doktor, spielt mit ihr im Hause auf dem Klavier. Das Stück hatte an diesem Abend seine Uraufführung in der Öffentlichkeit. Es heißt Stained Glass Sky und ist von einem Gemälde von David Grossmann inspiriert: (Hier zu sehen: https://www.jhnewsandguide.com/scene/arts/david-grossmann-paints-landscapes-moods/article_296decf4-c5bd-55de-8986-618348a83f10.html)

Das Finale gehörte einem von ihr gemeinsam mit Donald Nicholson geschriebenen Stück namens Black Cockatoos, in dem Donald zunächst Cembalo spielt, dann aber zum Synthesizer hinüberwechselt. Katies Violatöne werden von ihm aufgenommen und erscheinen in seinem elektronischen Beitrag als Echo, bis sie mit einem spitzen Ton das Stück beendet. Mich erinnerte dieser Teil ein wenig an Tangerine Dreams Force Majeure, in dem neben Elektronik auch klassische Instrumente und Stimme vorkommen, unter anderem ein Cello.

Wir werden dieses Stück wohl auf einer CD hören können. Ich bin gespannt. Ich werde wohl auf ein weiteres ihrer Freitagskonzerte in Brunswick gehen. Alle vier werde ich auf Grund familiärer Umstände wohl nicht hören können.

Auf dem Heimweg musste ich eine Weile auf dem Bahnhof warten und kam mit einer Frau ins Gespräch, die gerade für einen ihrer Enkel, einen Dreijährigen, ein Geburtstagsgeschenk besorgt hatte (Lego, aber bis morgen nicht verraten!). Sie war mit ihrer Familie nach Pinochets Machtergreifung aus Chile geflohen. Sie hat dort noch Verwandte und Bekannte. Mit der jüngeren Vergangenheit dort hadert sie auch. Chile hat Jahrzehnte neoliberaler Politik hinter sich, eine stark gespaltene Gesellschaft, zwischen arm und reich. Noch immer gilt die Verfassung aus der Zeit von Pinochet. Eine neue wurde abgelehnt, da die Rechte allerlei Lügen verbreiteten, die die Menschen verunsichert hatten. Das klingt leider all zu vertraut.

ich hatte in den letzten Wochen noch ein weiteres musikalisches Erlebnis, das Musical Chess. Die beiden Bs von ABBA, Benny Andersson und Björn Ulvaeus, arbeiteten mit Tim Rice 1982 und 83 an diesem. Zunächst war es eine Platte, die 1984 erschien, 1986 wurde daraus eine Musicalaufführung in London, der weitere, u.a. am Broadway, folgen sollten.

Ein Zufall führte mich vor kurzem auf den Flughafen in Bangkok. Dort kam mir das Lied “One Night in Bangkok” in den Sinn. Ich wusste auch bis dahin nichts über den Hintergrund des Liedes und seine Abkunft aus dem Musical. Als ich dann an einem Donnerstagabend am National Theatre vorbeiradelte, in St.Kilda, ein paar Minuten von zuhause entfernt, und entdeckte, dass dort das Musical aufgeführt wurde, beschloss ich kurz entschlossen, es mir nächsten Abend anzuschauen.

Es gab nur noch wenige Karten. Das Haus war dicht gefüllt, als ich mich auf einen der durchgesessenen alten Stühle setzte, so wie mehr als  ein dutzend Jahre eher, als meine Grundschulkinder dort in der Schulaufführung der Pirates of the Curry Bean auf der Bühne standen.

Dass Musical Chess wurde vom CLOC Musical Theatre aufgeführt. Die orientalen Töne, die den Song “One Night in Bangkok” einleiteten, brachten das Publikum nach der Pause zurück in den Bann des Stückes. Das war nicht weiter schwierig, fand ich. Mir machte es sehr viel Spaß. Im Musical wird eine Schachweltmeisterschaft zum Kalten-Krieg-Kampf zwischen Amerika und der Sowjetunion hochstilisiert, an das Duell zwischen Bobby Fischer und Boris Spassky erinnernd, und um eine Liebesgeschichte mit einer Frau ungarischer Herkunft, die als Kind 1956 das Land verlassen musste, im Zuge der Invasion sowjetischer Truppen ihre Eltern aus den Augen verlor. Die Schachspieler sind selbst nur Schachfiguren, hinter denen Geheimdienste beider Seiten ihre Ränke schmieden. Am Ende gewinnt niemand, wie auch die hinters Licht geführte Frau sich eingestehen muss.

Arbeit und Erkundung in Kuala Lumpur

Seit ein paar Tagen bin ich nun in Kuala Lumpur, der Hauptstadt von Malaysia.

Außerdem ist es der Hauptsitz der Firma, für die ich arbeite. Ich plante, hier mit meinen Kollegen ein paar Tage zusammen zu arbeiten, und ein Wochenende mich ein wenig auszuruhen, bevor ich mich auf den “Rest des Weges” nach Hause begebe.

Ich komme gerade nach vier Wochen aus Deutschland zurück. Dazu später etwas mehr.

Langsam aber sicher gewöhnt sich mein Körper an die hiesige Zeit, Deutschland sechs Stunden voraus, Australien gegenüber drei Stunden zurück. Morgens weckt mich zumeist der Ruf des Muezzin, der aus Lautsprechern erschallt und die Gläubigen vor dem Sonnenaufgang zum Gebete ruft. Danach wird es langsam hell und ich beginne meinen Tag.

Ich sitze in einer Hotelsuite, ziemlich luxuriös, und genieße das auch, den Umständen entsprechend.

Am Ende des ersten Tages hier schrieb ich dieses “Spontangedicht”:

Ein guter Tag in fremder Stadt
Die alles, was ich wollte, hat
Es ist warm und ich sehe viel grün
Das zu mögen, muss ich mich nicht bemühn

Die Vögel schimpfen vorm Schlafengehn
Als würden sie die Sonne nie wieder sehen
Die Autos fahren auf der linken Spur
Nach drei Wochen rechts erleichtert es nur

Mit mir bin ich wirklich nachsichtig
Manchmal mache ich nicht alles richtig
Ich verlaufe mich auf meinen Wegen
So manch Überraschung kommt nicht ungelegen

Ein Gasthaus für Touristen auf Reisen
Na gut ich muss mir nichts beweisen
Zum End Crème Brûlée und dazu ein Bier
Nichts authentisch, aber doch schmeckt’s mir

Allein lass ich mich dazu ganz gern verleiten
Es hilft anderes zu verarbeiten
Manchmal möchte ich alleine sein
Danach fühl ich mich besser, rein.

Ich war am Abend nach meinem ersten Arbeitstag hier “in die Stadt” gefahren und am Zentralen Markt ausgestiegen. Eigentlich war ich auf der Suche nach Chinatown, muss mich auf dem Weg aber etwas vertan haben. Ich landete an Schnellstraßen, die kaum Gehwege haben, und wo man schon genauer hingucken muss. Ich habe einen fehlenden Gullideckel, eine nur halbe Kabelschachtabdeckung gesehen, als Hans-Guck-in-die-Luft kann es dann schon mal unangenehm werden.

Die Stadt ist sehr autozentriert. Es gibt der Schnellstraßen viele, einige sind gebührenpflichtig, und trotzdem staut es sich. Die Kollegen aus meinem Team fahren, da sie etwas weiter draußen wohnen, wo keine Bahn fährt. Ich habe aber auch einen Kollegen gehört, der einfach nur Auto bevorzugt.

Im zentralen Bereich des Klang Valleys, des “Großen Kuala Lumpur”,   gibt es durchaus S-Bahnen, die schnell, sauber und zuverlässig zu sein scheinen, meinen Erlebnissen nach. Oft schweben sie auf Stelzen in der Höhe des vierten, fünften Stocks über dem Boden, darunter dann die Autos. Die Bahnhöfe überspannen die Straßen und wirken schon recht mächtig.

Kuala Lumpur ist eine recht junge Stadt. Die Wurzeln liegen im 19.Jahrhundert, als hier Zinn gefunden wurde. Deshalb gibt es eben keine Jahrhunderte zurückreichenden Gebäude, dazu muss man in Malaysia nach anderswo fahren.

In Kuala Lumpur und seiner Umgebung leben mehr als 9 Millionen Menschen, und es ist ein quirliger Mix aus Malays, zumeist Muslims, Chinesen und Indern. Malaysisch ist die Amtssprache, und in dieser Sprache findet auch der Schulunterricht statt. Es sind verschiedene chinesische Dialekte zu hören. Außerdem wird oft englisch gesprochen. Meine Kollegen habe ich zwischen Mandarin, Kantonesisch, Malay und Englisch wechseln hören, je nachdem, wer an dem Gespräch beteiligt war.

Während die muslimischen Frauen alle Kopftuch zu tragen scheinen und sich bis zu den Füßen bedecken, laufen die Männer aller Art als auch die Frauen chinesischer Abkunft recht freizügig herum. Da es ganzjährig warm ist, um die 30 Grad, heißt das oft nackte Arme und nackte Beine.

Was aber nicht heißt, dass die Musliminnen sehr traditionell gekleidet sind. Bunte Farben der Kopftücher und Kleider sind eben so häufig wie T-Shirts, z.B. mit Hard Rock Cafe Logo, und lange Hosen. Die Füße sind entweder in “Sandalenlatschen” oder aber in sehr hübschen Sandalen mit dünnen Riemen, und Nagellack wie Tätowierungen sind oft zu sehen.

Malaysia, einer der sogenannten “Tigerstaaten”, die sich seit dreißig Jahren weit entwickelt haben, ist auch ein Magnet für Bauarbeiter aus Bangladesh oder Kellnerinnen aus Indonesien, die zum Arbeiten organisiert angestellt werden. Die Männer aus Bangladesh leben oft in Gemeinschaftsunterkünften, sind unter Vetrag und werden von Baustelle zu Baustelle “weitergereicht”. Die Indonesierinnen haben es einfacher als andere, was die Sprache angeht. Nach Angaben meiner Kollegen ist das indonesisch Malay soweit ähnlich, dass eine Verständigung einfach ist.

Die Mittelschicht des Landes ist in in den letzten Jahrzehnten erheblich gewachsen. Dementsprechend gibt es große Einkaufszentren, in denen alles das zu haben ist, was mir auch “im Westen” bekannt ist. Im Apple Store geht es geschäftig zu, es gibt Markenkleidung, Billigeres, Spielunterhaltung fur die Kinder und einiges zu essen. Ich habe hier bis jetzt sowohl Laksa, die Nudelsuppe mit Kokosnussmilch, gegessen, einen Kaffee aus einer Espressomaschine getrunken, als auch westliches Essen vorgefunden.

Der Wohlstand der Mittelschicht ist aber auf wackligen Beinen unterwegs: Der Minimallohn liegt bei 1500 Ringgit pro Monat, was nicht viel ist, und wer arbeitslos wird, ist auf sich allein gestellt, eine staatliche Grundsicherung gibt es nicht.

 

An der Oberfläche gekratzt

Sich von Melbourne, an der Südküste Australiens gelegen, auf den Weg nach Norden zu begeben, heißt, die tyrany of distance, die Tyrannei der Entfernung zu erfahren. Ich habe mich auf den schnellsten aller Wege, das Fliegen, aufgemacht, doch auch nach drei Stunden fliege ich immer noch durch mein Heimatland, meinen Heimatkontinent. Bei Aufstieg sah ich vertrautes, wie den Organ Pipe National Park, die Gesteinsformationen in Gestalt von Orgelpfeifen am Nordrand der Stadt, die welligen Hügel nordöstlich der Stadt, zu denen man in einer Stunde fährt. Ein paar Minuten später sehe ich einen rosafarbenen See unter mir, das ist halbe Strecke nach Adelaide, der im Nordosten gelegenen Hauptstadt des Nachbarstaates South Australia. Zur Seite sehe ich die Rolls-Royce-Triebwerke, die unser gewaltiges Luftschiff mit mehreren hundert Menschen nach vorn schieben, alle vier Sekunden einen Kilometer. Die Bergkette der Flinders Range erscheint, die zu Stein gewordene Geschichte der Rainbow Serpent, der   Regenbogenschlange, aus der Dream Time, der Zeit, in der dieses Land geschaffen und gestaltet wurde. Stunde um Stunde fliege ich über das Innere des Landes, welches wir Einwanderer kaum erfahren. Wohl lief ich mit Gleichgesinnten ein paar zehn Kilometer auf dem Larapinta-Pfad, wohl fuhr ich als junger Backpacker und später mit meinem Sohn Richtung Norden, nach Darwin. Das dauerte zwei Wochen, doch auch hier waren wir immer wieder ans Gängelband von Straßen  gebunden, die uns nach Coober Pedy und zum Uluru brachten. Das weite Land dazwischen ist immer noch das Land der First Nations People, Nachfahren von Menschen, die vor mindestens 65 000 Jahren einwanderten. Sie kennen die Pfade wesentlich besser als wir, die wasser- und lebenspendenden Billabongs, Wasserlöcher im trockenen Land, verbunden durch trockene Rinnen, Flußbette, die nur selten Wasser führen.

Wir behaupten, die Herrscher über dieses Land zu sein. Das ist ganz genauso töricht wie der Gedanke, den Planeten zu beherrschen. Die tiefste Bohrung ist etwas tiefer als 10 km, in etwa vergleichbar, der tiefsten Meeresstelle im Pazifik, die Menschen mit einem U-Boot erreichten. Doch ist das nur ein Kratzer in der Erdenhaut, ein Promille auf dem Weg zum Mittelpunkt der Erde. Wohl haben diesen die Abenteuer von Jules Verne nur im Buch erreicht, aber auch der moderne Mensch hat nur über Geologie, Physik und Mathematik über das Innere der Erde

Alle anderen kolonialen Gründe beiseite, allein schon die Tatsache, wie fremd uns das Innere des Landes ist, sollte uns ermöglichen, sich eine Versammlung von Ureinwohnern in der Hauptstadt des Bundes, in Canberra, vorzustellen, die ihr Wissen einbringt, um Regierung und Parlament in Dingen, die First Nations People selbst betrifft.

Reisen durch Melbourne, die Welt und in die Zukunft

Sonntagnachmittag in Glen Waverly, welches ein Kollege früher mal als sein “Malaysian Ghetto” bezeichnete. Erinnerungen an Frühzeiten, als C. hier die chinesische Samstagschule besuchte, oder – wenn auch nicht örtlich, das war in Clifton Hill – S. die deutsche Samstagsschule. Die Eltern hatten von etwa neun bis zwölf Zeit für sich und warteten. Einkaufen, rumschlendern, mit anderen Eltern schwatzen oder einfach Zeitung kaufen und lesen.

Heute habe ich etwas Zeit, auf Q zu warten. Frühmorgens wartete sie auf mich, als ich mit dem Bogen schoss. Sie ging ins nahegelegene Einkaufszentrum, während ich mich unter makellos blauem Himmel darum bemühte, möglichst viele Pfeile in die goldenen Mitte der Scheibe zu unterzubringen, mit mäßigem Erfolg.

Jetzt ist Q in der Bibliothek zu einem privat organisierten Unterricht im Fotografieren. Eine Freundin aus Schulzeiten, die ebenfalls in Melbourne gelandet ist, kennt eine Fotografin aus Hongkong. Jetzt werden die vier Frauen nebenan auf kantonesisch über Kameras und Photoshop reden, während ich in der Bibliothek am Fenster sitze, neben mir eine ganze Reihe Menschen an ihren Laptops. Sehr viele oft schwarzhaarige junge Menschen, so wie die junge Chinesin, vermutlich Unistudentin, mit Herzchen und einem “Bonjour”-Sticker am Bildschirmrand. Es sind aber auch Menschen anderer Herkunft zu finden, wie ein “mittelalterlicher” barhäuptiger Mann mit brauner Haut, ein wenig an einen Freund erinnernd, der u.a. karibische Vorfahren hat. Ich sah Muslims, junge Mütter, Kopftuch tragend, etwas dunkelhäutigere asiatische Gesichter, vermutlich aus Südostasien.. Als “weißer Mann” bin ich hier in der Minderheit.

Die Bibliothek hat auch ein wenig Deutsches zu bieten: Bild der Frau, Brigitte, die Bunte, Stern und Spiegel. Letzterer hat einen Habeck mit kaputter Wärmepumpe auf dem Foto. Ich glaube, wenn ich etwas Seriöses lesen möchte, bin ich dieser Tage wohl mit Brigitte besser bedient.

Zu Mittag waren wir im Laksa King. und Q und ich bestellten den Namensgeber der Gaststätte. Laksa ist eine Suppe, die in Südostasien weit verbreitet ist. Die Variante aus Malaysia, die anfangs dank der Gewürze etwas im Hals kratzte, basiert auf einer Sauce, die dank der Kokosmilch recht sahnig wirkt. Die darin schwimmenden Nudeln werden von den Einheimischen mit Stäbchen gegessen. Nach zwanzig Jahren Melbourne habe ich das langsam drauf.

Ein weiterer Tag in unserer Reise durch Melbourne, um die Welt in 80 Küchen. Gestern mittags waren wir nach dem Einkauf auf dem South Melbourne Market im Tipsy Village, einem polnischen Restaurant, welches sich auf Pierogi  spezialisiert hat, osteuropäische Teigtaschen. Unsere waren mit geräucherter Makrele und zum Nachtisch mit Erdbeeren und Rhabarber gefüllt. Leider war Peter aus Polen, der sonst mit seiner Frau, die, so glaube ich, aus den Philippinen stammt, uns bedient, nicht da. Er war krank. Seine Frau hofft, dass er den nächsten Tag, heute, wieder auf dem Damm ist. Heute ist Vatertag und sie hatte schon einige Reservierungen. Wir wünschten ihm alles Gute.

C hat mich heute morgen mit einem großen Vatertagsgeschenk überrascht. Als Student macht er ein Praktikum in einer Bank und verdient schon ganz ordentlich. Ich bekam Beanie und Schal in passender hellgrauer Färbung und einen schönen blauen Pullover. Toll!

S war gestern mit ihrer Mama, Stiefvater und Stiefbrüderchen zu Gast, wir hatten sie zum Abendessen eingeladen. Sie hatten gestern noch an einem gestickten Deckchen gearbeitet, für meine Mutter, die leider im Krankenhaus weilt. Am Dienstag mache ich mich auf die Reise, mit diesem Deckchen und ein wenig anderem im Gepäck. Mittwoch morgens komme ich in Kopenhagen an und dann geht’s mit Bahn nach Nyköbing, mit dem Bus nach Gedser und mit der Fähre nach Rostock. Ich mag diesen Weg, auch wenn er nicht der schnellste ist. Ursprünglich wollte ich noch einen Tag in Dänemarks Hauptstadt verweilen und mich ausruhen. Nun haben sich die Umstände etwas verändert und ich werde wohl gleich nach Deutschland hinüberfahren.

Für S habe ich gestern abend noch eine Karte für das erste Finalspiel der Saints gekauft. Ich werde mir das am frühen Samstagmorgen in Rostock am Handy anschauen, hoffentlich auf einen größeren Bildschirm “gebeamt”. Streaming macht’s möglich.

Eine etwas andere Reise, in die Zukunft, unternahm ich am Wochenende zuvor. Im Ian Potter Museum am Federation Square in der Innenstadt, war eine Videoinstallation von den in Australien gebürtigen Liam Young zu sehen. Er stellt sich vor, das wir in einer Planet City leben, die in die Höhe wachsend uns alle beherbergt, auf 2% der Welt, während wir 98% des Planeten sich selbst überlassen, zur Regenerierung.

In einer anderen Darstellung stellt er sich vor, wie wir alle weltweit zusammen arbeiten, um mit erneuerbarer Energie CO2 aus der Luft saugen und in den Untergrund schicken, zur Langzeitlagerung.

Beide Pläne verlangen globale Anstrengungen.. ich gestehe, dazu halte ich den Homo Sapiens nicht für fähig.

Temple von Rel Pham zeigt einen “elektronischer Tempel”, mit Bildern, Arkade-Spielen nachempfunden, umgeben von einer Wand aus Computerventilatoren.

Für heute zum Abschied zwei Fotos von Melbourne: Der Federation Square, wo das Museum ist, und unterhalb der Flinders Street Station gegenüber, der Bahnsteig 12.

Wochenend im Winterland

Ein Winternachmittag in St.Kilda, unserem Zuhause seit ein paar Monaten, seit letztem Jahr. Meine Füße wärmen sich langsam wieder auf. Wohl ist es gerade draußen nicht gerade supergemütlich, es nieselt immer mal wieder, feiner Sprühregen, und das Thermometer klettert gerade so über die 10 Grad. Für die kalten Füße ist aber die Nässe verantwortlich, die das Gras durchweicht, durch welches wir am Morgen liefen, um unsere Pfeile aus den Zielscheiben zu ziehen.

Trotzdem hat das Bogenschießen Spaß gemacht. Wie es so schön heißt: Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur unpassende Kleidung. In meinem Fall ist es Zeit für Gummistiefel. Ansonsten war es wie üblich: allerlei Geschnatter über Gott und die Welt mit meinen vertrauten Nachbarn an der Schusslinie, Kaffeepause und Pfeile, die ab und an sogar dahin flogen, wo sie hingehören: in die Mitte, ins Gold.

Während im Radio PBS Salif Keita spielt, Africa, das Lied, welches jeden Sonntag Flight 106.7, zwei Stunden afrikanischer Musik, beginnt, denke ich an die vergangenen Tage zurück.

Gestern gingen Q und ich gen Osten die Carlisle Street entlang, nach Caulfield. Samstag, am Sabbath, sieht man viele Juden auf der Straße, die Männer und Jungen mit ihrer Kippa, die Frauen und Mädchen in Kleidern. Unsere Wohngegend ist voller Einwander:innen aus Europa, die entweder vor dem Krieg und dem Holocaust bis nach Melbourne flohen oder später auf der Suche nach Wohlstand und Glück hier anlandeten. Das Cafe Uffizi, in das wir für einen Cappuccino einkehrten, erschien mir mit seinem italienischen Chef und seinen Gästen wie ein Stück nach Melbourne verstreutes Europa.

Im Caulfield Park begegnete uns ein sehr merkwürdiger Sport, Lacrosse genannt, wie mir einer der Zuschauer erklärte. Die Spieler warfen sich mit mannshohen Keschern, mit denen man sonst wohl Fische aus dem Wasser hätte holen können, den Ball zu und versuchten ihn in ein kleines Tor zu werfen., Das Tor hatte in etwa Eishockeytorgröße, die Spieler trugen Helme und Padding. Sehr kanadisch? Wie ich später herausfand, wurde das Spiel im vorkolumbianischen Nordamerika gespielt. Für die dortigen Ureinwohner:innen war es ein Ritual, an dem Hunderte von Leuten teilnahmen und das bis zu drei Tagen dauern konnte. Heute ist es wohl auf uns eher vertraute Maße “geschrumpft”. Ich habe keine Ahnung, wie das Spiel nach Australien kam, es war eine Überraschung für mich.

Später machten wir uns auf den Weg in die Melbourner Innenstadt, auf den Weg in eine Galerie. Unterwegs kamen wir am Recital Centre vorbei, vor der hunderte Kinderwagen standen. Warum? Die Wiggles, eine Band für Kinder, traten im Centre auf. Ach so.

Ein etwas anderes Konzert besuchten Q und ich eine Woche zuvor. S ist Sängerin, Sopran, im Studentenchor des RMIT. Sie veranstalteten ein Pride-Konzert, einen Abend die queer community zelebrierend. Die Musik ging von hier und jetzt zurück in die Vergangenheit, von Mika über Freddie Mercury zu Tschaikowski und Dominque Phinot ins 16.Jahrhundert nach Frankreich, wo der Komponist wegen Homosexualität hingerichtet wurde. Seine Musik hat die Zeit überlebt und gehörte für mich zu den schönsten Stücken des Abends.

Zurück zum Samstagabend in der Innenstadt: Wir gingen ins Buxton Contemporary, eine Ausstellung namens Nightshifts, Nachtschichten, der Ankündigung nach eine Schau, die sich mit den ruhigen Momenten, der schöpferischen Einsamkeit des Künstlers, der Künstlerin,  beschäftigt.

Ein großer dunkler Raum war Lisa Sammuts Doppelwerk Full Circle und How the earth will approach you, gewidmet. Inspiriert wurde sie durch die Erkenntnis, dass der Halleysche Komet sich zweimal in ihrem Leben der Erde nähern wird. Mit der Installation denkt sie über das Verhältnis kosmischer Zeit und menschlicher Lebensspanne nach. An der Wand war eine Projektion runder, eiförmiger Körper, “Himmelskörper”, zu sehen, im Raum hingen eiförmige große Rahmen, in die Glaskugeln und Spiegel eingearbeitet wurden, in denen sich die Projektion bricht und spiegelt.

Weiter zu sehen war eine Videoinstallation von Vicki Couzens, mit Musik und Gesang. Die in Warnambool geborene Ureinwohnerin projizierte Landschaft und menschliche Werke sowie eine junge Frau in traditioneller Bemalung (sie selbst?) tanzend und singend auf den Boden und die Wände. Landschaft ist, modernes Menschenwerk ist, die Künstlerin ist. Über die letzten mehr als 200 Jahre schwierige Koexistenz. Vor hundert Jahren nahmen die hier Herrschenden an, dass die Ureinwohnerin aus diesem Land verschwinden wird.

Constanze Zikos’ Werk darf in meiner Erzählung nicht fehlen: Ein Bild mit Bogenschützen!

Herbstsamstag auf der Chapel Street

Wir wohnen jetzt nahe an der Chapel Street, einer Hauptstraße im Inneren Osten Melbournes. Wer möchte, kann sie in ganzer Länge von Süd (wo wir wohnen) nach Nord mit der Tram 78, mit der Straßenbahn erfahren. In der Mitte überquert sie den Yarra River und wird in Richmond die Church Street und endet im Norden Richmonds an der Victoria Street, dem Little Saigon des Melbourner Ostens.

Wir haben uns auf dem Spaziergang aber nur die Südhälfte angesehen. Ein paar hundert Meter südlich endet die Straße an der Brighton Road, dem Nepean Highway, von mir familien-intern vor Jahrzehnten Napalm Highway getauft, eine im ganzen achtspurige Ausfallstraße Richtung Südosten. Wenn dieser bei uns vorbeikommt, wird er mit 60 befahren und in der Mitte sind Straßenbahngleise.

Aber zurück zur Chapel Street in  St.Kilda. Sie kreuzt als nächstes die Carlisle Street, die Haupteinkaufsstraße unserer Wohngegend. Heute morgen waren wir dort beim Kaffeeroaster und in der Bäckerei, Kaffeebohnen aus Indien, ein süßes Challahbrot und Bayrisches Roggenbrot zu kaufen.

Die Chapel Street führt an der lokalen Polizei – manchmal macht es deshalb auf der Chapel tatütata –  und an unserer Nebenstraße vorbei. Sie wird mit 40 befahren. Eine Geschwindigkeitsmessung zur Ermahnung findet sich am Straßenrand, wer weniger als 40 km/h fährt, bekommt die Zahl in Grün und mit lächelndem Smiley angezeigt. Für mich als Radler kein Problem, ich sehe immer grün. Bis hin zur Dandenong Road, einer anderen Ausfallstraße Melbournes, ist die Straße von Einzelhäusern und dreistöckigen Appartmenthäusern, zumeist aus den 60ern, umsäumt. Es gibt Bäume und Frontgartengrün und grüne Nebenstraßen.

Eine stattliche Privatschule, die anglikanische St.Michael Grammar School, gegründet 1895, befindet sich auf beiden Seiten der Chapel Street. Auf der Ostseite gehört eine Kirche dazu.

An der Ecke zur Dandenong Road findet sich das Astor Theatre, ein 1936 gebautes Kino. Innen gibt es einen großen Saal und  Projektoren für klassischen Film, 35 und 70 mm. Hier werden viele Klassiker gezeigt. Es gibt aber auch moderne 4k-Projektion. Viele lokale Filmfestivals, wie das französische letzten Monat, finden hier ebenfalls ein Zuhause.

Nachdem wir die Dandenong Road überquert haben, sind wir in Windsor. Dieser Teil der Chapel Street ist Party Town. Seit Jahrzehnten wird hier gegessen und getrunken und getanzt. Nachtklubs sind hier zuhause, auch queer nightlife gehört seit langem dazu. Die Chapel Street und ihr Publikum wird quirky. Wir finden Pubs und Gaststätten aller Art, wie z.B. ein Thairestaurant mit einem Tuk Tuk im Schaufenster. Es ist ein Treffpunkt für junge Leute, hauptsächlich.

Weiter spazierend, kommen wir an stattlichen Gebäuden aus dem späten 19. und frühen 20.Jahrhundert vorbei, darunter das Rathaus von Prahran sowie Pran Central, gebaut als Kaufhaus im Jahre 1915. Dahinter, ein Roboter von Phlegm, einem Straßenzeichner aus Großbritannien. Es gibt hier viele Beispiele von Street Art, großflächigen Gebäudebemalungen.

Wenn man sich der Toorak Road nähert, die Jam Factory mit seinem Kino hinter sich läßt, ist man in der “gehobenen Mode” angekommen. Hier befinden sich Kleiderläden und Schmuckgeschäfte, die ihre Ausstellungsstücke im Schaufenster nicht mit Preisschildern versehen.

Wir gehen nicht zum Fluß, zur Brücke nach Richmond. Unser Spaziergang endet an der Toorak Road, in die wir einschwenken, um zum Bahnhof von South Yarra zu kommen. Wir kommen am Pacific Barbeque vorbei, einem kantonesischen Restaurant, welches nach eines Kollegen Meinung die beste roasted duck, gebratene Ente, anbietet. Bei dieser ist es das Wichtigste, daß die Ente am Vortag mariniert wurde, damit der Geschmack in das Fleisch einzieht. Wir beschließen spontan eine halbe Ente nach Hause mitzunehmen (und sind später mit ihr sehr zufrieden).

Wir beenden unsere Nachmittagstour an der South Yarra Station und nehmen die Sandrinham Line zurück nach Hause, zur Balaclava Station an der erwähnten Carlisle Street. Der Bahnsteig ist oberhalb der Straße und der meisten Gebäude, so dass wir einen weiten Sonnenuntergangsblick haben. Es wird kühl an diesem Herbstabend.

Ostern im High Country

Einer doch schon recht alten Tradition folgend, trafen wir uns mit E&S zu Ostern. Das hat zwar nicht jedes Jahr geklappt, manchmal kommt uns das Leben “dazwischen”, wir versuchen es aber. Dieses Jahr sollte es ursprünglich ein Gegenbesuch bei uns in Melbourne werden, dann mussten wir aber improvisieren und trafen uns “in der Mitte”, nahe der Grenze zwischen New South Wales und Victoria, den Bundesländern mit Sydney bzw. Melbourne als Hauptstadt. Danke nach Norden, dass Ihr trotz der Umstände diese Reise auf Euch genommen habt!

Die Landesgrenze ist der Murray River, Australiens größter Fluss. Etwas östlich von Albury/Wodonga, der “Doppelstadt” an der Grenze (Albury in NSW, Wodonga in Victoria) befindet sich der Lake Hume, ein durch Eindeichung entstandenes Reservoir. Der Damm wurde zwischen 1918 und 1936 gebaut und dient vor allem der Bereitstellung von Wasser für die Landwirtschaft und Städte am Fluss, aber auch Flutverhinderung und Stromgewinnung. In den 50ern wurde der Damm erweitert, dafür musste sogar ein Dorf, Tallangatta, weichen. Noch heute kann man die blattlosen Kronen alter Bäume aus dem Wasser ragen sehen.

Tallangatta war “the town that moved”, der Ort, der umzog, 8km weiter westwärts. Die aus Holz gebauten weatherboard houses zogen tatsächlich um, wie das Foto, was wir unterwegs auf einer Schautafel fanden, zeigt:

Hier, in Tallangatta, schlugen wir unsere Zelte auf, auf den Showgrounds. Die Showgrounds sind das Gelände, auf dem jedes Jahr eine Landwirtschaftsausstellung stattfindet. Das ist ein Treffen, die der Schaustellung von Tieren, wie Kühen, Schafen, Hühnern und Pferden, und Anbau dienen, aber auch Jahrmarkt und Treffen von alt und jung sind. Zu Ostern war davon nichts zu sehen, die leeren Gehege und Käfige ließen einiges erahnen. Ganzjährig ist das Gelände als Gemeindezentrum und für Sport genutzt. Tallangatta hat, wie viele Städtchen hier, einen Footy (Australian Rules Football)- und Netballklub. Traditional spielen die Jungs und Männer Footy, die Mädchen und Frauen Netball.

Auf dem Gelände gibt es Toiletten und Duschen. Diese werden campenden Besuchern zur Verfügung gestellt, gegen einen Obolus von $20 pro Tag und Gruppe. Dadurch kommt auch etwas Leben und Geld in die Stadt. Wir haben den Samstagabend im Pub, in der Kneipe von Tallangatta verbracht. Hier saßen Großfamilien zusammen, Paare und Freunde. Eine Frau mit Donnerstimme rief zur Verlosung auf. Es gab Fisch, Krebse und Fleisch zu gewinnen. Das Ganze hatte ziemlichen DDR-Charme, mit laminierten quadratischen Tischen und recht einfach gehaltenem Ambiente. Das machten die Einheimischen mit lebhaftem Gewusel wett.

Wir kamen am Karfreitag in den Ort, ebenso wie E&S. Die Wettervorhersage war nass und kalt. die Regenbögen über der saftig-grünen hügeligen Landschaft eindrucksvoll. Den ersten Abend haben wir weintrinkend im “Partyzelt” zugebracht, da es regnete. Für den Rest des Osterwochenende war uns der Regengott gnädig, es blieb ziemlich durchgängig trocken, auch wenn es nicht sehr warm – so um die 15 Grad am Tage – und etwas windig war. Das Zelt blieb trotzdem praktisch, wir haben darin gekocht.

E&S waren mit ihrem neuen elektrischen Auto, einem BYD aus China, angereist. Wir haben unsere Kurzfahrten damit unternommen. S ist offensichtlich begeistert. Sein Strom kommt zumeist von Solarzellen auf dem Dach zuhause, somit wird fürs Fahren kaum Fossiles verbrannt. Die “Tankkosten” sind erheblich niedriger als für uns, wobei der Anschaffungspreis des Autos nach wie vor hoch ist. Da sie erhebliche Entfernungen pendelnderweise im Alltag bewältigen, wird sich die Anschaffung für sie eher rentieren als für uns in der Innenstadt lebenden, im Alltag mit dem Fahrrad unterwegsseienden Sonntagsfahrern.

Tallangatta liegt an einer stillgelegten Bahnstrecke, die inzwischen ein Fahrradweg geworden ist. Wir sind auf ihm ein Stückchen gewandert, u.a. auf einer Brücke, die über das Reservoir führt. Am Montag traten wir schließlich die Heimreise an. Es war ein schönes Ostern für uns.

Zum Abschluss noch ein paar Fotos von der Landschaft, Tallangatta von oben, und von einer kleinen Gruppe von Galahs, die hier viel zu sehen sind. Ich kann dem Reisenden auf dem Hume Highway, zwischen Melbourne und Sydney, Tallangatta empfehlen. Tallangatta liegt etwa in der Mitte, vier, fünf Stunden von beiden Großstädten entfernt.

Ab in die Wüste

Letztes Wochenende waren wir, Q und ich, auf dem Weg in die “Wüste”, die Little Desert. Wie genau das aussieht, wußten wir beide nicht.

Wir setzten uns ins Auto und fuhren nach Nordwesten, wo fast 1000 km entfernt Adelaide, die Hauptstadt von South Australia liegt. Hier ist öfter mal verkehrte Welt, nach Norden zu fahren, um in Südaustralien anzukommen ist eine Seltsamkeit.

In mehrfacher Hinsicht ist der Landstrich dem norddeutschen Auge vertraut. Die Grampians liegen auf der linken Seite des Highways, eine Gebirgsketteninsel im flachen Lande, welches sich danach endlos auszudehnen scheint. Die Getreidefelder sind abgeerntet, gelbe Stoppel, manchmal bereits umgepflügte braune Erde. Durch die Landschaft fahren riesengroße LKWs mit der Aufschrift “Fertiliser” – mit Dünger. Ab und an knorrige Bäume säumen die Straße. Immer wieder sind Getreidesilos zu sehen, manche von ihnen wurden mit Malereien verziert. N’Hill hat nach örtlicher Auskunft das größte Zementsilo der südlichen Hemisphere.

Wasser wird seltener. Die Wimmera fließt nach Norden. Sie ist ein Fluß ohne klar definierte Mündung. Sie fließt durch einige Seen und füllt diese in Zeiten mit viel Regen, ansonsten sind diese oft trocken. Dabei verausgabt sie sich und versickert auf dem Weg zum Murray River, dem größten Fluß Australiens.

Wobei das mit dem Verschwinden bei solchen Flüssen so seine Sache ist. Oft geht es unterirdisch weiter, feuchtet die Erde an und tritt ab und an auch wieder hervor. Das geht recht langsam vor sich. Europäische Siedler versuchten oft, solche Flüsse zu kanalisieren. Das funktioniert aber nicht wirklich gut, wenn es selten, aber dann recht kräftig regnet. In solchen Fällen wird dem Wasser die Möglichkeit genommen, sich langsam zu verbreiten und den Durst der Tiere und Pflanzen zu löschen. Stattdessen rauscht das Wasser im Kanalbecken schnell ans Meer und geht dem Lande verloren.

Wir haben die Wimmera bei Dimboola fließen sehen und waren an den zwei Seen, die nördlich der Little Desert von der Wimmera gefüllt werden. Im nördlichen von beiden, dem Lake Albacutya, stellten wir das Auto an der West Beach, dem Weststrand,, ab. Von Wasser war zunächst keine Spur. Die “Seeoberfläche” war ausgetrocknet, Sträucher und kleinere Bäumchen hielten sich wacker. Von oben, in der Ferne, konnten wir dann doch noch eine Wasserfläche erspähen, in der Mitte der ein paar Kilometer großen Senke.

Weiter südlich, am Lake Hindmarsh, war es anders. Der See hatte sich zu 30 Prozent gefüllt, haben mir Einheimische erzählt. Ich nahm an, dass wir durch Jeparit an den See gelangen wurden. Dr.Google hatte andere Pläne für uns, da wir vom Norden kamen. Für wohl zwanzig Kilometer ging es Feldwege entlang, und mehr als einmal erzählte ich unserem betagten Stadtauto, dass es in Wirklichkeit einen Allradantrieb hat. Oft waren die Fahrrinnen tief eingefahren und in der Mitte ragte hartes Gestrüpp nach oben und bürstete das Auto von unten. Dort lang zu fahren war ein Spaß mit Nervenkitzel. Der “Straßenname”, Lake Road, Seestraße, war vielversprechend, das wars aber auch. Schließlich hielten wir das Auto an und wanderten auf die baum- und buschbestandene Hügelkette hinauf. Tatsächlich sahen wir dahinter Wasser in der Sonne glitzern. Ein paar mannshohe Kängerus hoppelten vor uns davon, es zwitscherte hier und da, ein Schwarm von rosafarbenen Galahs zog vorbei. Wir liefen bis an das Wasser heran. Da der See nicht voll war, ging es über den morastigen Boden, bis wir aufgaben. Einige der Pflanzen kennen wir, da sie auch nahe unserer Strände von Melbourne wachsen.

 

Ein weiteres Mal ging es für uns an den Seestrand am Pink Lake von Dimboola. Hier füllt das Wasser eine salzige Senke. Beim Wanden knirschen die Salzkristalle unter unseren Füßen, der See selbst liegt rosa vor uns. Auch hier ist Vogelgezwitscher zu hören.

Unser Zuhause war für diese Tage die Little Desert Natur Lodge. Hier trafen wir drei Frauen, die sich der Beobachtung von Vögeln hingaben, als auch dem Fotografieren. Sie hatten gewaltig aussehende Kameras dabei, bestückt mit Teleobjektiven von 400 mm und mehr. Wir hatten weder derartiges  Equipment noch Ahnung, wie man damit umgeht, deshalb sind meine Fotos mehr oder minder vogelfrei.

Mit einer Ausnahme: George, das Emu, dem die Lodge gehört. Der metergroße Laufvogel lief auf dem Grundstück herum und genas das grüne Gras. Mick zufolge ist er der Müllvernichter des Hauses und isst so ziemlich alles, was er so findet, außer Tomaten, die er nicht mag.

Vicky und Mick sind die neuen Betreiber der Lodge. Zuvor hatten sie eine Geflügelfarm zum Eierlegen. Wir waren ihre ersten Gäste , bevor sich die Lodge mit weiteren füllte. Als wir abfuhren, war z.B. eine Gruppe von Landwirtschaftsstudenten aus Geelong dort. Vicky und Mick waren sehr nett. Mick ist aus Yorkshire, dem Norden Englands. Seine Mischung aus Dialekt und Nuscheln war etwas schwierig zu verstehen, aber irgendwie verstanden wir ihn. Dass selbst seine Ehefrau meint, ab und an würde sie nur lächeln und nicken, wenn sie nichts versteht, beruhigte mich ein wenig. Es lag also nicht nur an meinen Ohren.

Die “Little Desert” ist keine Sandwüste wie die Sahara, sondern eine recht trockene Landschaft, die mit niedrigen Büschen und Bäumchen bestanden ist. Da der Boden sehr nährstoffarm ist, bleiben die Pflanzen nur Zwerge. So wird die Banksia, die anderswo bis zu 6m hoch wird, hier nur hüfthoch. Ich finde das Wandern durch diese Landschaft sehr schön. Für manche ist es wahrscheinlich zu unspektakulär. Ich finde solche Wanderungen abwechslingsreich. Je nach Wasser- und Bodenbeschaffenheit wechselt der Wuchs, es gibt mindestens 50 Variationen des Wortes “grün” und außerdem  gibt es immer mal wieder Vögelchen zu beobachten. Das kann man auch an den Wasserlöchern an der Lodge tun. Manchmal saß ich nur da und guckte mir das Hüpfen und Federspreizen eines kleinen Blue Wrens an. (Hier ein Beispiel: https://www.fncr.org.au/wildlife/birds/blue-wren/ )

Wir fuhren zu einem kleinen Ort namens Rainbow. Ob es was mit der gleichnamigen Kleinstadt einer Ferienserie namens “Bed of Roses” zu tun hat? Die Antwort: Nein. Dafür haben wir die erste Kneipe des Landes gesehen, die nach unserem neuen König Karl/Charles III. benannt ist.

Ansonsten haben wir noch Jeparit besucht, der Geburtsort Robert Menzies.

Hier trafen wir Simone, die, wie ihr Ehemann, aus Stralsund stammt und kurz nach der Wiedervereinigung nach Australien auswanderte. Ihr Ehemann schlief im Scooter, während wir mit Simone redeten. Er hatte vor kurzem einen Schlaganfall. Die beiden waren aufs Land gezogen, da sie Angst vor mehr Covid-Ausgangssperren in Melbourne hatten. Sie ist nicht geimpft. Covid hat doch erhebliche Spuren in ihrem Leben hinterlassen, auch wenn sie sich nicht infiziert hat, wie es scheint. Wir redeten auch über einen Flug nach Deutschland mit Southern China, den sie zu zweit mit Tochter gebucht hatten. In Guangzhou gab es Huddeleien mit dem Weiterflug, der sie Nerven gekostet hat. Das kann ich mir vorstellen, so ganz einfach ist das mit der Völkerverständigung auf chinesischen Flughäfen nicht. Mit dem Englisch ist das so eine Sache, und mit Autoritäten eine andere..

Das kleine Dorf Jeparit, derzeit mit etwas mehr als 600 Einwohnern, hat, wie so viele Orte des Landes ein Mahnmal für die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkrieges, oft später erweitert für die Soldaten anderer Kriege, an denen Australien beteiligt war. Sie sind in der Regel eher gesetzte Erinnerungsstätten. Wohl haben von John Howard an in den letzten zwei Jahrzehnten Politiker versucht, ein wenig Patriotismus aus der Bevölkerung heraus zu pressen, so recht gelungen ist es ihnen aber nicht. Australier sind keine Heldenverehrer.

Etwas verwirrt hat mich die Ergänzung: Korea 1939 – Vietnam 1945. ? Ich vermute, das muss man anders lesen: 2.Weltkrieg 1939-1945, Koreakrieg und Vietnamkrieg.

Robert Menzies, ein konservativer Politiker, war von 1939 bis 1941 als auch von 1949 bis 1966 Ministerpräsident Australiens. Seine Eltern waren nach Jeparit gezogen, um einen general store, den Gemischtwarenladen des Ortes zu übernehmen.

Ich habe vor kurzem eine Episode gelesen, die mit ihm verbunden ist. In den Dreißigern war er Verkehrsminister des Bundeslands und daher “Herrscher” über die Bahn. Reg Ansett etablierte einen Frachtverkehr mit LKWs im Nordwesten des Landes, wo wir gerade waren, zwischen Horsham und Ballarat. Menzies reagierte gegen den ungewollten Wettbewerb für die Bahn mit einem Verbot privater Fuhrunternehmen. Reg Anzett reagierte, in dem er eine Fluglinie gründete. Flugunternehmen unterstanden der Bundesregierung, Menzies konnte dagegen nichts ausrichten.

Zunächst waren Passagierflüge untersagt. Auch dagegen fand Reg Anzett eine Umgehung: Er deklarierte die Flugzeuge als fliegende Obstläden. Für etwas mehr als 2 Pfund konnte man an Bord und im Flugzeug Obst kaufen. Nebenbei kam man so von Stadt zu Stadt.

Dieses “Kein Bergbau”-Schild konnte ich zunächst nicht einordnen. Wie es aussieht, gibt es Interesse am Sandabbau von Zirconium. Mehr kann ich dazu aber nicht sagen.

Mit dem Fahrrad nach Hastings

Vor kurzem waren wir nach Hastings unterwegs.

Unsere Radtour führte uns zunächst eine unserer Hauptstraßen entlang nach Osten, nach Caulfield. Auf dem Weg fanden wir eine russische griechisch-katholische Kirche. St.Nikolaus. Diese Gemeinde geht, wie deren Webseite verkündet,  auf byzantinische Traditionen zurück. Ich kenne mich mit Kirchengeschichte zu wenig aus, um das richtig einordnen zu können. Diese Russische Griechisch-Katholische Kirche scheint ihren Ursprung im 19.Jahrhundert zu haben, Russisch-Orhodox in Liturgie, aber die Gemeinschaft mit Rom suchend. Ums für mich verwirrender zu machen, gibt es eine Gedenktafel in für mich unlesbaren Hebräisch mit Porträt eines weißbärtigen Mannes und Jahreszahlen wie 1941-44, 1951 und 1995. Der Grundstein für das Kirchgebäude  wurde 1887 gelegt.

Die Gegend, in der wir wohnen, ist von Osteuropäern geprägt, die zu Zeiten um den 2.Weltkrieg herum hierher geflüchtet sind. Es gibt auch viele Juden hier. Am Samstag sind sie traditionell gekleidet zu sehen, es ist Sabbat. An diesem Tag haben auch jüdische Geschäfte geschlossen.

Von Caulfield nahmen wir den Zug entlang der Küste nach Frankston. In den letzten Jahren wurden viele Schranken beseitigt, die Schienen und die Bahnhöfe sind nun entweder unter der Erde oder über der Straße, dann mit Blick auf die Bucht. Carrum ist Qs Favorit.

Von Frankston radelten wir dann nach Hastings zum Western Port. Das ist die nächste Bucht weiter östlich. Sie heißt Western Port, da es der westlichste Punkt einer Seereise eines Schiffes aus Sydney in der Anfangszeit der europäischen Besiedlung war.

Die meiste Zeit konnten wir auf separaten Radwegen entlang Bahnlinie und Landstraße fahren, es waren aber auch ein paar Kilometer direkt auf der Straße dabei. Das ist weniger schön, wir haben es aber überstanden.

Wir fanden am Wegesrand reichlich Brombeeren. Es wuchs auch viel Weißdorn am Straßenrand. Sie sind eingeschleppt und neben einheimischen Pflanzen Platz weg, leider. Die Brombeeren waren schön süß, besser, als was wir in der Kaufhalle oder auf dem Markt finden. Das kann ich auch über das Gemüse aus dem Garten sagen.

Bei Somerville machten wir Rast. Es war Mittagszeit. Die Kneipe war frisch renoviert. Wir teilten uns eine Lammkeule und angebratenen Schweinebauch mit Apfelmus und Kartoffelmus. Zur Abwechslung mal ein „westliches“ Essen. Wir hatten gerade chinesisches Neujahrsfest, da gab es ein paar Gerichte aus Qs Heimat, zum Teil mit Besuch geteilt.

Somervilles größter Arbeitgeber ist eine Geflügelfarm, oder besser Geflügelfabrik, Ingham’s, eine der größten in Australien.

Weiter radelten wir unserem Ziel, Hastings entgegen. Dort gibt es ein größeres Schilfgebiet, ein hölzener Steg führt uns hindurch. Auch stehen Mangroven im flachen Wasser. Die Bucht ist Zuhause für Pelikane. Wir haben unerwarteterweise eine frühere Kollegin von Q getroffen, die dort ihren Hund spazieren führte. Wir hatten sie einmal zu Silvester bei uns, das ist vielleicht zehn Jahre her. Wir haben uns vorgenommen, sie öfter mal wieder
zu treffen.

Viel Zeit hatten wir in Hastings nicht, da der Zug nach Frankston nicht sehr häufig fährt. Wir wollten nicht zwei Stunden warten.

Hastings und seine Umgebung ist übrigens die Heimat von Inspektor Challis, der Hauptfigur einer Reihe von Romanen von Garry Disher, die auch ins Deutsche übersetzt wurden.