On a dark desert highway Cool wind in my hair Warm smell of colitas Rising up through the air Up ahead in the distance I saw a shimmering light My head grew heavy and my sight grew dim I had to stop for the night
Als ich vor kurzem diese Zeilen hörte, fiel mir auf, wie unüblich diese Art des Reisens geworden ist. Einen Tag einfach unterwegs sein, bis es Abend wird, und sich dann nach einem Schlafplatz umsehen?
Genau das haben Xavier und ich gemacht, auf dem Weg in das benachbarte Bundesland New South Wales. Wobei man dazu die Größe Australiens einbeziehen muss. Die Entfernungen sind beträchtlich, durchaus den USA vergleichbar. Dabei blieben wir immer noch auf dem Südrand des Kontinents.
Den Anfang machten wir allerdings zu viert. Ein “Wild Bunch” von Männern, die sich in Melbourne seit zwanzig Jahren kennen. Edgar hatte gar T-Shirts gemacht, die am Abend in der Kneipe sowie beim morgendlichen Bushwalk für Aufmerksamkeit sorgen, als wir alle diese T-shirts trugen. Der Name geht auf unsere Kommunikationsgruppe zurück, die wir während der Pandemie etabliert hatten. Irgendeinen Namen muss man dem ja geben. So, Wild Bunch it was.
Am Freitagabend ging es nach Rye auf der Mornington Peninsula, der Halbinsel am südöstlichen Zipfel der Stadt Melbourne. Auf einer Seite liegt die nur windwellenplätschernde Bucht Port Phillips Bay, auf der Südeseite hingegen der mächtig gewaltige Südliche Ozean. Davon später mehr. Unser Zeltplatz in Rye war direkt am Strand zur Bucht, die morgens in der sommerlichen Sonne sanft glänzend vor uns lag, als wir in sie hineinglitten, um den schweren Kopf vom Vorabend wieder klar zu bekommen. Der Abend war feucht und gesellig gewesen. U.a. redeten wir mit einer Gruppe jüngerer Menschen.. Eine Kanadierin hat ihre nach Australien verheiratete Freundin besucht. Der Anlass war ein Konzert von Taylor Swift. Diese hatte dreimal das MCG ausverkauft, fast 300 000 Menschen haben sie gesehen. Warum, kann ich nicht sagen. Ich gehöre aber auch nicht in ihre Zielgruppe.. warum der etwa gleichaltrige Prime Minister von Australien als Swiftie ausgibt.. nun ja.
Nach einem zu viert veranstalteten Waldspaziergang bei Cape Schanck machten Xavier und ich uns auf den Weg gen Osten. Wir hatten unser Hotel California dabei – den Anhänger mit Zelt. Damit konnten wir am Ende des ersten Abends im waldigen Gippsland bei den Tara Falls übernachten. Statt Champagner gab es Malzbier, und frisches Brot aus St.Kilda hatten wir auch dabei. Eigentlich waren wir auf einer sich durch den Wald schlängelnden Straße auf dem Weg zu einem Zeltplatz. Die Tara Falls waren aber schon von allen Tourist:innen verlassen worden, die Straße war still. Da konnten wir auch am Straßenrand übernachten.
Am Morgen machten wir uns auf der Schlängelstraße heraus nach Süden an die Küste. Die Straße war teilweise so eng, dass ich hupte, um – nie kommenden – Gegenverkehr zu warnen, bevor es langsam um die Kurve ging. In Yarram gab es Frühstück und in Bairnsdale zeigte ich Xavier eine Kirche, die von einem italienischen Einwanderer aufs prächtigste bemalt wurde.
Tank girl ist auch hungrig.
In Lake Entrance sprangen wir in die mannshohen Wellen des Ozeans. Schwimmen kann man das nicht nennen. Mir flößt der Ozean mit seinen Wellen und Strömungen immer wieder Ehrfurcht ein.
Xavier hatte den Tip Cape Conran zum Übernachten bekommen. Wir kamen rechtzeitig im benachbarten Marlo ein, hatten ein Bier und Abendmahl im Hotel Marlo und ließen uns auf die Empfehlung des Gastwirtes ein, im Ocean View Caravan Park zu übernachten. Diesen Abend also nicht kostenlos und mit Dusche etc. Der Himmel hatte sich leider zugezogen, so dass es mit der Sternenpracht nichts wurde. Am Abend zuvor hatte ich davon einiges ahnen können, die Bäume ließen aber nur einen Ausschnitt des Sternenzeltes sehen.
Schließlich, mit einem Stop in Eden, um noch ein Mal mit dem nun Pazifischen oder Stillen Ozean zu reden… von wegen still, gelangten wir nach Moruya, wo eine alte Freundin von Xavier wohnt. Es war sehr schön, bei ihr zu sein. Am ersten Abend war ihre Schwester mit uns im Pub, am zweiten musste das geplante BBQ, Grillen, mit der benachbarten Familie ausfallen, weil im Nachbarhaus ihr Bruder mt Covid niedergekommen war. Tja, das gibt es eben immer noch. Zu dritt waren wir am Tag noch in sanfteren Wassern schwimmen. Um Moruya herum gibt es Ozean, Flussmündung und Seen. Ein Paradies für den Badefreudigen – für mich z.B.
Schließlich wurde es zeit für den Heimweg, und den in einem Tag für die ca. 800km. Das war schon ein Stückchen. Trotzdem fanden wir ein wenig Zeit, uns unterwegs umzuschauen, z. B. Rochen im Wasser und Pelikane auf dem Wasser zu bestaunen. Die Rochen gehören für mich zu den fantastischsten Wesen, wie sie wie Unterwasserflugzeuge gemächlich durch das Wasser gleiten.
Wir sahen den Sonnenuntergang in den südöstlichen Vororten, bevor wir im Dunkeln nach St.Kilda zuhause einrollten.
Schön war’s!