An einem unserer kühlen Winterabende dieser Woche machte ich mich auf den Weg ins Einwanderungsmuseum. An diesem Abend gehörte es dem Asylumseeker Resource Centre, einer Freiwilligenorganisation, die seit langem asylsuchende Flüchtlinge unterstützt. In den letzten zwei Jahren entstand das Buch Seeking Asylum – Our Stories. 23 Asylsuchende wurden fotografiert und gebeten, etwas von ihren Erfahrungen zu berichten.
An diesem Abend wurde das Buch vorgestellt. Einige der Autor(inn)en standen auf der Bühne, es gab eine kurze Gesangseinlage eines Tibeters, den es nach Melbourne verschlagen hat, man konnte sein Buchexemplar signieren lassen und es gab für uns, die Unterstützer der Resource Centres die Möglichkeit, uns miteinander auszutauschen. Vieles war spontan. So kam ich mit einer jungen Kolumbianerin aus Bogota ins Gespräch, die sich darüber freute, dass in ihrer Heimat eine Regierung der Linken gewählt wurde. Mit ihrer Freundin unterhielten sie sich über ihr Leben dort, übers Feiern und Tanzen, über ihre Zeit hier in Melbourne und Träume, mehr von Europa zu sehen. Später sprach ich mit einem gebürtigen Melbourner, der seit vier Jahrzehnten in Gippsland, einer ländlichen Region zwei, drei Autostunden westlich unserer Stadt in Sale wohnt, da er dort seine heutige Frau, eine Einwanderin aus Sri Lanka, kennengelernt hatte. Sie, europäischer Abstammung, verließ ihre alte Heimat nach der Unabhängigkeit des Landes, welches zuvor als Ceylon zum britischen Empire gehört hatte. Er hatte sich die Zeit für diese Veranstaltung genommen, obwohl er eigentlich auf dem Weg zum Spiel seines Footyteams im MCG war. Er wird sich gefreut haben, die zweite Hälfte im Stadion und sein Team gewinnen gesehen zu haben.
In Sachen Flüchtlingspolitik erwarte ich auch von einer Laborregierung keine Wunder. Die Diskussion zu dem Thema ist seit Jahrzehnten vergiftet und ich glaube nicht, dass sich die neue Regierung zu sehr die Finger verbrennen möchte. Trotzdem, es ist vielleicht kein schlechtes Zeichen, dass Andrew Giles seit zehn Jahren der erste Minister für Einwanderung ist, der diese Woche das Resource Centre besucht hat. Ein Besuch, der außerhalb dieser Veranstaltung kaum Erwähnung fand. Weder ABC noch SBS oder ein privater Fernsehsender oder eine der größeren Zeitung berichteten davon. Ich fand es beim Greek Herald, einer Zeitung für griechische Einwanderer.
Psst, nicht weitersagen, die neue Regierung traut sich vielleicht doch was?