Ich schreibe diese Zeilen an einem späten Sonntagnachmittag im Melbourner Herbst. Die Katze sitzt neben dem Monitor und schaut ab und an zu mir und ab und an nach draußen, wo gleich die Sonne untergeht. Das Radio bringt Musik aus Timor Leste, East Timor. Nächste Woche wird es in St.Kilda ein Konzert geben, um den zwanzigsten Jahrestag der Unabhängigkeit des Landes zu feiern. Danach wird auf das Konstantin-Projekt hingewiesen. Konstantin ist der lauteste Hahn im Dorf. Wie aber kommt es, daß es überall in Europa Hühner gibt, wo die ursprüngliche Heimat wahrscheinlich in Südostasien zu finden ist? Darauf möchte dieses Projekt musikalisch Auskunft geben. Diesen Monat wird es in der Mission für Seefahrer zwei Aufführungen geben. Dabei wird es wahrscheinlich um mehr als nur um Migration von Hühnern gehen. Eine Show wird auch via Streaming zu sehen sein, wer denn sehr neugierig ist: https://whatson.melbourne.vic.gov.au/things-to-do/konstantin-grandmothers-tongue
Das ist nahe Zukunft in unserer Stadt, die dem Winter entgegensteuert. Noch beschert sie uns sonnige und zumeist noch angenehm warme Tage. Wir haben manchmal am Morgen unseren Gasheizer im Eßzimmer laufen und für die Schlafzimmer die mobilen elektrischen Plattenheizer programmiert, die aber noch nicht auf Hochtouren laufen. Der Herbst war dieses Jahr zumindest recht erträglich. Er beschert uns auch drei Feiertage. Der erste ist der Labour Day, der Tag der Arbeit, im März, der letzte der ANZAC Day Ende April. Dazwischen liegt das Osterfest, welches wir benutzt haben, um uns auf eine zweiwöchige Reise nach Norden zu begeben, um eine befreundete Familie zu besuchen und zeltend ein wenig mehr vom Land zu sehen. Davon möchte ich in den nächsten Tagen berichten.
Im Hier und Jetzt höre ich gerade wirklich wunderschöne Musik aus South Australia. Von hier kommt die Band Yellow Blue Bus. Der Name weist auf die musikalischen Wurzeln hin – die inzwischen leider durch einen Krieg weitbekannten Farben der ukrainschen Nationalflage. In den Liedern der Band, in der drei Musiker mit ukrainschen Familienwurzeln spielen, ist das ukrainische Instrument Bandura zu hören, welches mit mehr als 60 Saiten bespannt ist. Das Lied, welches ich gerade hörte, heißt Trishna, und ist hier zu finden: https://www.youtube.com/watch?v=lXvf-qGMzok