.. der auch der Australian Garden genannt wird, da er sich, anders als der botanische Garten in der Innenstadt, den in Australien wachsenden Pflanzen widmet.
Nachdem man den Eingang passiert hat, steht man vor einer großen dekorierten Fläche voller roten Sands. Diese Fläche, die während des Rundgangs immer wieder in den Hintergrund rückt, symbolisiert das Innere des australischen Kontinents, das Red Centre, Rote Zentrum. Es ist ein spektakulärer Anblick, wenn auch nicht ganz unstrittig, da er nicht unbedingt typisch für Melbourne und seine Umgebung ist. Entworfen im Jahre 1996 bei Landschaftsarchitekt Paul Thompson und T.C.L., füllt diese Fläche und der Garten eine frühere Sandgrube, auf einem Gelände, welches lange Zeit von der Armee benutzt wurde. Vor der Kolonialisierung waren hier die Boon wurrung zuhause, einer der lokalen Stämme der Kulin Nation, die das Land um die Port Phillip Bay besiedelten.
Der Garten beherbergt eine Handvoll verschiedener Landschaften. Da ist z.B. der trockene Fluß, der der Besucherin, dem Besucher den delikaten Charakter vieler australischer Regionen vor Augen führen soll, die nicht selbstverständliche Anwesenheit von Wasser. Wer jemals im Landesinnere unterwegs war, weiß, daß viele Flußbecken lange Zeit kein Wasser führen, oft bleibt nur etwas in kleinen Teichen, den billabongs, übrig, oder es verschwindet ganz unter der trockenen Erde, bis ein Regenguß frisches Naß bringt.
Dazu im Gegensatz ist im Garten auch eine “Wasserlandschaft” zu sehen.
Wir leben übrigens im zweiten La Nina-Sommer, was ungewöhnlich ist. Dieser Sommer ist selten richtig heiß, auch wenn wir zu Silvester ca. 40 Grad hatten. Inzwischen kam der “cool change” und wir sind wieder bei etwas mehr als 20 Grad angelangt. Das perfekte Wetter für einen Gartenspaziergang.
Es gibt im Garten auch einen Grass Tree Walk, einen mit Grasbäumen bestandenen Pfad, der mich an einen Zweitagemarsch südlich von Perth erinnerte. Als Tourist im Jahre 1997 habe ich mich dort von einem Bus “aussetzen” lassen und bin durch diese Grass Trees gewandert. Es hatte kurz vorher gebrannt, und aus den angekohlten “Bäumen” schossen Samenstangen hervor, vielleicht halbmeterlang, großen Mikrofonen gleichend. Einige Pflanzenarten benutzen oder gar benötigen diese Waldbrände, um sich zu vermehren, da der mit Asche bedeckte Boden die beste Nahrung für frisches Wachstum sind.
Viele Eukalypthen, hier “gum trees” genannt, wachsen besonders nach großen Feuern. So z.B. die Mountain Ashes, die unweit Melbournes in den Dandenong Ranges und anderen bergigen Regionen zu finden sind. Oft verbergen sich unter der Rinde Knospen, aus denen nach den Bränden neues Grün entspringt. Diese Rinde ist oft besonders dick, um die Knospen vor dem Feuer zu schützen. Oft ist sie auch sehr hell und glänzend, um soviel Wärme wie möglich zu reflektieren.
Im Botanischen Garten ist eine Tafel Ferdinand von Müller gewidmet, einem in Rostock geborenen und nach Australien ausgewanderten Botaniker. 1825 in Rostock geboren, wanderte er mit zwei Schwestern 1847 nach Australien aus, da eine der Schwestern gesundheitliche Probleme hatte und der Arzt ihr wärmeres Klima vorschlug. 1853 wurde er vom Governeur Charles La Trobe zum ersten “Regierungsbotaniker” des Staates Victoria ernannt. Später wurde er Direktor des Botanischen Gartens.
Er bemerkte, daß Eukalyphten oft Insekten vertrieben. Ich erinnere mich, daß ich auf Sardinien von der Anpflanzung von Eukalyphtusbäumen nahe an Wasserwegen gehört habe, um Malaria zu beseitigen. Die Tafel im Garten verweist auf solche Anpflanzungen zur Malariabekämpfung unweit Roms hin und erwähnt, daß von Müller dafür vom Papst die Ritterschaft verliehen bekam.
Auf dem Spaziergang durch den Garten fiel mir nicht nur die Vielfalt der Pflanzen auf, sondern auch die der Besucher(innen). Ich hörte chinesisch, indisch, rumänisch und afrikanische Sprachen.
Soviel für heute. Viel Spaß beim Lesen, und bis zum nächsten Mal!