Das Ende der Saison

Gestern nachmittag, auf dem Nachhauseweg mit dem Rad, färbt sich der Himmel leicht bedrohlich graublau ein, und es riecht nach Schnee. Der fällt zwar nicht wirklich in Melbourne,  was das Ganze nicht besser macht. Eisiger Regen durchnäßt langsam meine Jacke.

Das Wetter wäre für die Western Bulldogs im diesjährigen Grand Final gut gewesen. Nur findet dieses auch dieses Jahr nicht in Melbourne statt. Das MCG steht leer neben dem Yarra, ich bin gerade einen Tag zuvor mit einem Bekannten daran vorbeigeradelt. da war nichts los. Das Ende der Footysaison findet in Perth statt, zwischen uns und dem Austragungsort liegt fast ein ganzer Kontinent, unter anderem der(die, das?) Nullarbor Plain, eine Wüste ohne Bäume, mit einem der längsten Straßenabschnitte der Welt ohne Kurve, 145km, 90 Miles Straight. Es klingt romantisch oder extrem langweilig, das ist sicher Ansichtssache. Ich bin diese Strecke noch nicht gefahren, auch nicht mit dem Indian Pacific, dem Zug. Im allgemeinen mag ich die australische Weite, sie ist mir bis jetzt selten langweilig geworden.

Schnee gibt es tasächlich immer noch in Australien, in Falls Creek noch fast einen halben Meter davon, ich habe heute nachgeguckt. Vor einem Monat wäre dort der Hoppet gewesen, und ich hätte mit anderen Helfern am Washbed Creek gestanden und warme Getränke an vorbeisausende ambitionierte Skiathleten oder and verschnaufende Freizeitskier ausgeteilt. Am Beginn der Schneesaison schrieb mich Sue vom veranstaltenden Birkebeiner Club an, ob ich wieder helfen wolle, und ich habe ihr mit einem vagen “ich weiß nicht so recht” geantwortet. Man mag sich in dieser Zeit nicht so recht festlegen, und so blieb es dabei. Im August wurde es klar, daß auch dieses Jahr, das zweite Mal in Folge, nichts aus dem Skimarathon wird. Sue saß in Sydney fest und konnte nicht nach Hause. Sie macht das beste daraus und amüsiert sich mit ihren Enkelkindern.

In Perth hingegen ist es warm, und die Stadt hat dieses Jahr die Möglichkeit, vor 60 000 Zuschauern das Footy-Endspiel auszutragen. Spannend war es, die Doggies waren auch zur Halbzeit in Führung, in der großen Pause sangen die Birds of Tokyo, eine bekannte australische Band, die hier zuhause ist, und bis zur Hälfte des dritten Viertels sah es für die ‘Dees”, die Melbourne Demons, gar nicht gut aus. Dann aber kamen sie in Fahrt, und am Ende waren sie nicht zu stoppen. Zur Freude von Bruce, der seit ganzes Erwachsenenleben auf eine Meisterschaft seines Klubs gewartet hat, seit 1964. Einen Wermuttropfen hat es trotzdem: seit Jahrzehnten ist er zahlendes Mitglied des MCC, des Melbourne Cricket Clubs, der das MCG begründet hat, und auf dem Alteingesessene ihre Neugeborenen auf die Wartelist setzen, damit sie als Erwachsene Mitglied werden können. Natürlich wäre er dieses Jahr gern im Stadion gewesen, wenn sein Klub endlich mal gewinnt.