Tasmanien – In The West

Lake St.Claire, ein Platz im Nirgendwo. Bis zu 167 Meter tief schürfte die letzte Eiszeit den See hinein. Ein malerischer Anblick 700 m über dem Meer, strahlend blaues Wasser unter strahlend blauem Himmel, umsäumt von Dolomiten, bis über 1400 Meter hoch, und hellgrünen Eukalyphtusbäumen, gum trees.

Darunter Leatherbark, im Frühjahr bis in den Sommer hinein weißblühend, eine Quelle des Honigs, der über Jahrzehnte schon für eine Honigfabrik, ein Familienunternehmen in Mole Creek gesammelt und verarbeitet wird.

Wo sich der Wald etwas lichtet, auf moorigem Terrain, wächst Button Grass. Wald wie Gras wurden über tausende von Jahren von den Ureinwohnern feuerbewirtschaftet. Regelmäßig wurden kontrollierte Brände gelegt, aus vielerlei Gründen: das Unterholz auszulichten, die Jagd zu berleichtern, dem Boden mit der Asche frische Nahrung zu geben, und mehr. Bis heute werden solche Brände gelegt, um später in heißen trockemen Sommern unkontrollierbaren Riesenbränden vorzubeugen. Ein solches Feuer brach diesen Januar in Mt.Field National Park aus, in dem wir wandern wollten. Für viele Tage brennt dieses Buschfeuer auf mehr als 20 000 Hektar Wald.

Die Ureinwohner, die Aboriginals, wurden nach und nach von der Insel vertrieben, durch Krankheiten und Gewalt dezimiert. 1832 waren von etwa 400-500 Aboriginals der Flußnation, die die Mitte Tasmaniens besiedelte, nur noch 16 Männer, 9 Frauen und ein Kind übrig. In ihrer Verzweiflung wanderten sie nach Hobart, in Hoffnung auf ein friedliches Leben, welches ihnen von der Regierung versprochen wurde. Stattdessen wurden sie auf das unwirtliche Flinders Island, eine kleine Insel in der Bass Strait zwischen Tasmanien und dem australischen Festland verschifft. Viele starben dort, aber auch nachdem die Überlebenden wieder zurück nach Tasmanien, dieses mal zur Oyster Bay, gebracht wurden, war ihr Elend nicht vorüber.

Die Lodge am Lake St.Claire, am See, wird betrieben von den Vereinten Nationen von jungen Leuten, die hier zeitweilig arbeiten. Deutsch, Englisch, Spanisch, Chinesisch war zu hören, und sicher mehr.

Deutsch war auch die Sprache der beiden Matthiasse, die wir gestern hier fanden, ein Hesse und ein Schweizer. Wir verbrachten den Abend mit Erzählungen der beiden, die mit dem Fahrrad über die Insel gefahren waren, allerlei Geschichten übers Reisen, ein wenig Politik und anderem. Der Schweizer Matthias wartete auf die Rückkehr seiner Freundin eingeweihten Paragon Theatre sehen läßt, das heute renoviert wird.aus der Antarktis. Die Schneeforscherin lebte dort für sechs Wochen zusammen mit Australiern, Hin- und Rückfahrt kommen dazu, dauern jeweils zwei Wochen, und die Heimfahrt nach Hobart, der tasmanischen Hauptstadt, hatte sich Tag um Tag verzögert, sie war inzwischen fast eine Woche “überfällig”. Also, warten. Matthias vertrieb sich die Zeit mit weiterer Inselbesichtigung, dieses Mal mit einem Leihwagen statt des Fahrrades.

Eine kleine Bootstour wurde von Michael geführt. Es machte ihm, dem Inhaber der Lodge, offensichtlich Spaß, für ein paar Stunden entkommt er dem Tagesgeschäft. Er kommt aus Irland, ein älterer irischer Tourist konnte nicht an sich halten und verstrickte Micael in allerlei Plänkeleien übers Irischsein. Ich fragte ihn in einer ruhigen Minute, was ihn nach Tasmanien verschlagen hatte. Es war das weibliche Geschlecht.

Ich traf ihn wieder am nächsten Morgen, früh wach am Bootssteg stehen, die Sonne blinzelte gerade über die Berge herüber, wir konnten unseren Atem in der noch kühlen Luft sehen. Er hatte eine Kamera dabei. “Ein paar Minuten vor dem Irrsinn des Tages, damit ich micht erinnere, warum ich hier bin. Sind wir nicht Glückspilze?”, fragte er mich. Ich stimme ihm zu. Ein Morgen am stillen Lake St.Claire ist zauberhaft.

Ein kleiner Rückblick: Um dorthin zu gelangen, fuhren wir von Mole Creek durch das Inland. Teilweise unbefestigte Strassen, ein grosser Stausee, ein Hotel, dann geht es in den Westen, in die Berge.

Wieder ganz anders ist Rosebery, eine Bergbaustadt. Ganz klein. Zinn, Zink, Gold, Silber, Eisen sind die Metalle, die sich in der tasmanischen Erde des immer noch recht wilden Westens verbergen. Das Glück und die Einwohnerzahl hängt von den Presisen am Weltmarkt ab. Wenn der oben ist, wird gebuddelt, was das Zeug hält, wenn er unten ist, fallen die Städtchen in den Winterschlaf.

Von Great Lake geht es dorthin durch Queenstown. Erschlossen seit 1883, wurde hier nicht nur nsch Metallen geschürft, sondern auch verhüttet. Durch die Schornsteine wurden Sulfate in die Luft geblasen, die die Gegend in eine Mondlandschaft verwandelte. Was vorher grün war, wurde kahl und braun.

Der Bergbau führte aber auch zum Reichtum, der sich z.B. am 1933 eingeweihten Paragon Theatre sehen läßt, das heute renoviert wird.

In Rosebery gibt es Dienstag und Samstag Essen für $15 bei der RSL. Die Returned & Services League spielt in vielen Städten eine wichtige Rolle. Die Wände sind dem Gedenken an die Soldaten, die für Australien in die Kriege gezogen sind, gewidmet. angefangen vom 1.Weltkrieg, der Landung von Gallipoli. Im RSL werden Familienfeste gefeiert, kleine Kinder tollen herum, Paare sitzen gemeinsam zu Tisch, Männer trinken ihr Bier am Tresen.

Ein Raum ist dem Wetten vorbehalten, Listen flimmern über die Schirme, Pferde, Hunde beim Rennen, Lotteriezahlen, Bingo.. Die meisten Tasmanier wollen weniger Glücksspiele und Wetten. Es ist aber auch ein ganz großes Geschäft, Millionen für Millionen werden verspielt, oft von armen Schluckern. Das Geld wandert in prallgefüllte Taschen, und diese wiederum haben allezeit das Ohr der Regierenden. Es wird noch eine Weile dauern, bis diese sich regen. Wollen wir darauf wetten?

Bei unseren Fahrten im Westen fällt uns auf, daß es nicht nur der Bergbau ist, der die Orte lebendig hält. In Rosebery sehen wir eine Bibliothek, ein Gemeindezentrum, ein Gemeinsschaftsgarten, der gerade Kartoffel erntet, die wir für $2 die Tüte erwerben. Eine Kellnerim erzählt unsd, daß sie vor kurzem aus Zeehan nach Rosebery gezogen ist, wo ihre Tochter lebt. Zeehan ist ziemlich tot, meint sie, viele Häuser stehen leer. Es ist aber auch jeder für sich alleine dort, meint sie. Eine Gemeinschaft, das Füreinanderdasein hilft einer kleinen Stadt sehr.

Das touristische Highlight der Stadt ist der Ausflug zu den Montezuma Falls, entlang einer früheren Bahntrasse, auf der Erze und Holz von den Bergwerken in die Stadt transportiert werden. Unterhalb der Wasserfälle ist eine Hängebrücke. Nichts für jedermann/frau. Wie man sieht, läßt sich die Fotoliebhaberin davon bei der Arbeit nicht ablenken.